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Marchstraße 3

Marchstraße 3

ehem. Gasthaus „Zum (neuen) Schwanen“

Haus Hof und Garten mitten im Dorf, einerseits Martin Leimenstoll, anderseits das Freiburger Gäßle, oben Georg Künstle, unten die Straße | Um 1780 von Michel und Sabina Märtin; 1875 zum Gasthaus „Schwanen“ umgebaut

Um 1706 befand sich die Hofstatt (Fa. B. 49) vermutlich im Besitz von Christoph Sachs, einem bedürftigen Tagelöhner aus Hügelen (heute Hügelheim im Markgräflerland), der mit Elisabetha Ketterer verheiratet war. Laut einem Eintrag vom 5. Januar 1748 (Fa. B. 105) ging der Besitz auf Hannß Schnaid, einen Nonnenmacher aus dem Schwabenland, und dessen Ehefrau Barbara Sachs über (Fa. B. 108). In einem weiteren Eintrag vom 24. April 1749 werden Haus, Hof und Scheune hinter der Kirche erwähnt.

Sabina Schnaid, die Tochter der Vorbesitzer, übernahm das Anwesen als nächste Eigentümerin. In einer Heiratsvereinbarung vom 9. Februar 1758 versprach sie ihrem Bräutigam Michel Märtin ein hinter dem Dorf liegendes Haus, eine Scheune, Stall und Garten, umgeben vom Freiburger Gäßlein, den Liegenschaften des Herrn Georg Stahl und der Straße. Ein Zinsbucheintrag von Pfarrer Dietz vermerkt, dass das Anwesen in der Zeit von Michel Märtin aus zwei Höfen bestand. Märtin errichtete eine Schmiede mit einer Wohnung im ersten Stock, riss diese jedoch später ab und baute um 1780 ein neues Haus mit Scheune auf dem Grundstück. Nach dem Tod ihres Mannes versprach die Witwe Sabina in einer Heiratsvereinbarung vom 31. August 1791 ihrem Verlobten Joseph Binninger Haus, Scheune und Garten mitten im Dorf, flankiert von Simon Stahl und dem Freiburger Gäßlein.

Die Ehe kam jedoch nicht zustande, und Sabina heiratete 1792 in Denzlingen Jacob Nübling. Da sie keine lebenden Kinder hatte, vermachte sie am 6. Juni 1798 ihr Vermögen einschließlich Haus, Hof, Scheune, Schweinestall und Schopf neben dem Gäßlein an ihre Cousine Christina Blochmann, Ehefrau des Gerichtsschreibers Johann Jacob Grün.

Am 2. Dezember 1822 gelangte das Haus durch Tausch an Johann Georg Frey und seine Ehefrau Anna Maria Leimenstoll (Fa. B. 378). Am 5. Juni 1828 versteigerte Johann Georg Frey das Anwesen, bestehend aus Haus, Scheune, Stallung und einem Viertel Grasgarten, an Johannes Grün für 1.310 Gulden (Fa. B. 28). Noch im selben Jahr wanderte Johann Georg Frey mit seiner Familie nach Nordamerika aus.

Das Erbe trat die Tochter von Johannes Grün, Magdalena Grün, an, die Georg Jacob Bechert heiratete (Fa. B. 117). Nach dem Tod ihres Mannes wanderte Magdalena Bechert am 28. Juni 1854 mit ihren Söhnen Johann Georg und Wilhelm nach Amerika aus, während Johann Heinrich bereits im März 1853 vorangegangen war.

Am 22. Juli 1859 wurden das Wohnhaus, die Scheune und der Stall im Namen der drei Söhne treuhänderisch versteigert. Für 1.000 Gulden erwarb der Metzgermeister Joseph Reisacher aus Reute mit seiner Ehefrau Maria Katharina Stäublin das Anwesen (Fa. B. 177). Die Beschreibung des Anwesens lautete: „mitten im Dorf, neben dem Friedhof und dem Freiburger Gäßlein, hinten Christian Stahl, vorne die Dorfstraße“. Um 1875 eröffnete Joseph Reisacher an diesem Ort den „Schwanen“. Nach seinem Tod heiratete seine Witwe Andreas Meier, der fortan als Schwanenwirt bekannt wurde (Fa. B. 258). Unter der Leitung von Maria Katharina Stäublin kam es 1887 im „Schwanen“ zu einem aufsehenerregenden Meineidsfall, der zu Zuchthausstrafen für mehrere Vörstetter Bürger führte.

1888 übernahm Friedrich Reisacher, verheiratet mit Rosina Christina Binninger, als neuer Eigentümer und Wirt den „Schwanen“. Im Jahr 1920 folgte Maria Magdalena Reisacher, die Gustav Adolf Strübin heiratete. 1932 wanderte die Familie als Siedler nach Schlesien aus; der „Schwanen“ wurde für 7.000 Reichsmark an Karl Heinrich Heß und dessen Ehefrau Anna Maria Magdalena Stahl versteigert (Fa. B. 218).

Seit 1932 blieb das Wirtshaus „Schwanen“ geschlossen. Im Jahr 1977 wurde das Gebäude von Fritz Erwin Heß und seiner Ehefrau Rosa Amalie Mößner renoviert und das Fachwerk freigelegt. Heute gehört das Anwesen in dritter Generation der Familie Heß.
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