Breisacher Straße 10 &12
Friedhilde Binninger-Hof
Häuslein, Scheuer, Krautgärtlein und Platz, vorne im Dorf; einerseits die Straßen, anderseits Christian Leimenstoll; vorne Joseph Frey, hinten das Ackerfeld | 1804 von Christian Leimenstoll erbautUm 1720 war Anna Leimenstoll, die eheliche Tochter von Vogt Hannß Leimenstoll, die Eigentümerin des Anwesens. Sie war mit Hannß Kern verheiratet, einem eingebürgerten Gundelfinger. Am 17. Oktober 1749 verkauften ihre Söhne, Christian und Matthies Kern, die Hofstatt an ihren Vetter Andreas Leimenstoll und dessen zweite Frau, Barbara Binninger. Noch im selben Jahr wanderte Christian Kern nach Siebenbürgen aus, während Matthies Kern ein kleines Haus in der Vörstetter Wiehre erwarb.
Nach dem Tod von Andreas Leimenstoll fiel das Haus und der Hof an seinen Sohn Hannß Leimenstoll. Seine Tochter Christina Leimenstoll erbte den Garten und errichtete dort das heutige Saumen-Haus. In diesem Vertrag wurde festgelegt, dass Christian Leimenstoll, der mit Maria Catharina Rieß verheiratet war, das bestehende Häuslein und die Scheuer abreißen und an dessen Stelle ein neues Gebäude errichten durfte. Johannes Leimenstoll erhielt ein lebenslanges Wohnrecht darin, während Christian auch das Recht auf den Krautgarten, den Zwetschgenbaum und den Rosenwasserbaum behielt.
Im Jahr 1804 errichtete der neue Eigentümer Christian Leimenstoll – wie eine Eintragung im Zinsbuch des Pfarrers Dietz zeigt – ein neues, schönes Haus an der Straße. Nachdem er Vogt geworden war, musste er sich wegen einer Geschwulst am Arm operieren lassen. Noch im selben Jahr starb er kinderlos, und eine große Anzahl von Erben meldete ihre Ansprüche an. Da seine Witwe Maria Catharina Rieß, die ein lebenslanges Nießbrauchrecht hatte, wohlauf war, verkauften die Erben am 5. März 1857 ihre Ansprüche für 2.700 Gulden an den Händler Ziwi aus Müllheim. Auch die Witwe verkaufte daraufhin ihre Nutzungsrechte an der Behausung, der Scheuer, der Stallung sowie an einem Nebengebäude, einer Waschküche und einem hinter dem Haus gelegenen Gärtlein an Ziwi, der an einer Seite von Johannes Hoch und an der anderen von Georg Schumacher begrenzt war, mit der Straße vorne und den Hofackern hinten. Zusätzlich wurden 9,5 Juchert Felder und Matten übertragen.
Am 16. Juli 1881 verkauften die Witwe und die Töchter als Erben von Christian Kleeb die Hofstatt für 5.100 Mark an den Sonnenwirt Karl Friedrich Leimenstoll, der mit Maria Salomea Groß verheiratet war.
Am 20. Mai 1887 veräußerte der Sonnenwirt das Anwesen für 8.200 Reichsmark an Karl Joseph Binninger. Dieser wurde später Bürgermeister und war mit Ros(in)a Danner verheiratet. Der Besitz ging dann erblich auf Wilhelm Adolf Binninger über, der mit Christina Binninger verheiratet war und ebenfalls Bürgermeister in Vörstetten wurde. Friedhilde Binninger erbte schließlich das Anwesen. Heutige Besitzer des Hauses sind Stefanie und Michael Kernler. Aus den alten Stallungen wurde ein Wohnhaus gebaut, das heute Claudia und Rainer Gaus gehört.
Das obere linke Bild zeigt ein Foto von 1910, auf dem (von links) Bürgermeister Karl Joseph Binninger, seine Tochter Emilie Hedwig, seine Ehefrau Maria Rosina, geb. Danner, sowie seine Söhne Karl und Max Eugen abgebildet sind. Max Eugen fiel als Kriegsfreiwilliger im Ersten Weltkrieg. Im Hintergrund ist das „neue, schöne Haus“ zu sehen, das Christian Leimenstoll im Jahr 1804 „an die Straße“ bauen ließ.